Donnerstag, 6. Dezember 2018

Heimat: Ein deutsches Familienalbum

von Nora Krug  (Autor)  VerlagPenguin Verlag   Erscheinungstermin: 27. August 2018 Seiten: 288  Preis: 28,00 Euro 


Klappentext (nach Amazon):

Sie lebt seit über 17 Jahren in New York, ist verheiratet mit einem amerikanischen Juden und fühlt sich deutscher als jemals zuvor. Woher kommt das? Und wer ist sie eigentlich? Die preisgekrönte, 1977 in Karlsruhe geborene Autorin und Illustratorin Nora Krug fragt sich, was Heimat für sie bedeutet, und unternimmt eine literarisch-grafische Spurensuche in der Vergangenheit ihrer Familie: Was hatte Großvaters Fahrschule mit dem jüdischen Unternehmer zu tun, dessen Chauffeur er vor dem Krieg gewesen war? Und was sagen die mit Hakenkreuzen dekorierten Schulaufsätze über ihren Onkel, der mit 18 Jahren im Zweiten Weltkrieg fiel? Ihre gezeichneten und handgeschriebenen Bildergeschichten fügt Krug mit Fotografien, Archiv- und Flohmarktfunden zu einem völlig neuen Ganzen zusammen. „Heimat“ ist ein einzigartiges Erinnerungskunstwerk, in dem Familiengeschichte auf Zeitgeschichte trifft. Ein Graphic Memoir, lebendig, wahr und poetisch erzählt.




Meine Meinung:



Nora begibt sich auf die Spurensuche ihrer Vergangenheit. Um zu wissen wer sie ist, muss sie auch wissen woher sie kommt. Besonders die Suche nach den letzten Spuren ihres nie kennen gelernten Onkels faszinieren sie.

Ich kann das verstehen. Auch ich habe einen Onkel der früh gestorben ist, den ich nie kennenlernen konnte und der wie ein Geist in der Familie um alles schwirrt ohne oft Erwähnung zu finden. Und manchmal fragt man sich einfach, wie wäre er wohl heute gewesen, hätten wir uns gut verstanden?

Darüber hinaus hat sie aber auch das Gefühl, eine Schuld über Generationen übertragen bekommen zu haben. Die Schuld der Nazis. Die Ermordung der Juden. Sie traute sich in anderen Ländern kaum zu sagen, dass sie Deutsche ist, weil sie Angst vor den Reaktionen hatte. Den Patriotismus der Amerikaner kann sie nicht nachvollziehen, da sie eher etwas beschämt über die deutsche Vergangenheit ist. Aber haben nicht auch die Amerikaner eine beschämende Vergangenheit? Den Indianern wurde ihr Land genommen, die Afrikaner versklavt. Kann man dann trotzdem Stolz auf sein Land sein?

Wunderschön graphisch zusammengestellt, ist jede Seite eine aufregende Reise durch die Vergangenheit von Nora. Wird sie am Ende finden wonach sie gesucht hat?

Schaut es euch an, lest es selbst! Ein großartiges Buch.




10/10


Vielen lieben Dank an den Penguin Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

Donnerstag, 29. November 2018

Mörderinnen: Fälle aus der Praxis eines Strafverteidigers

Veikko Bartel (Autor)  Verlag Mosaik   Erscheinungstermin: 20. August 2018 Seiten: 240  Preis: 18,00 Euro 


Klappentext (nach Amazon):

Warum töten Menschen? Was lässt sie diese letzte Grenze überschreiten? In über 30 Tötungsdelikten hat Veikko Bartel schon vor Gericht verteidigt, in »Mörderinnen« erzählt er die vier spektakulärsten, anrührendsten, grausamsten Fälle: die Kindsmörderin, die Sadistin, die Gattenmörderin, die Giftmörderin. Eindrücklich schildert er die Hintergründe, die hasserfüllten Reaktionen der Öffentlichkeit und die biographischen Tragödien, die sich hinter den Taten verbergen. Seine Erzählungen stellen die Frage nach Gerechtigkeit und zeigen mit jedem Fall: Die Realität ist spannender als jeder Krimi.

 Meine Meinung: 



„Wo du vor Hunger,vor Elend keinen Stoff im Leibe hast, da hast du auch in deinem Kopfe, in deinem Sinne und Herzen keinen Stoff zur Moral“ - Feuerbach




Ich habe mir ein Buch vorgestellt, das in etwa den Werken von Schirach gleicht. Tatsächlich weicht es aber in einigen Punkten davon ab – was aber ganz und gar nicht schlecht ist. Veikko Bartel beginnt mit einem Vorwort, in dem er über seine Erfahrungen berichtet. Wieso töten Frauen? Ich finde es spannend außer den eigentlichen Geschichten noch ein Hintergrundwissen an die Hand gegeben zu bekommen. Denn so vertieft man sich noch mehr in das „Warum“. Außerdem zeigt sein Buch, dass man von außen oft gar nicht beurteilen kann, wieso Dinge so passiert sind - auch wenn es offensichtlich erscheint. Einige Beiträge kommen mir verrückt vor, so als könnten sie kaum wahr sein, eher als wären sie eine Geschichte aus dem Fernseher und dennoch sind sie passiert.
Auch der Schreibstil weicht von dem Schirachs ab. Während dieser immer nüchtern erzählt wie eine Geschichte abgelaufen ist, gibt Bartel Einschübe über seine eigene Meinung und wie er, als Strafverteidiger,  in das Geschehen verstrickt ist.
Es ist ein sehr spannendes Buch, das Aufschluss auf das Denken der Menschen gibt. Ich habe es an zwei Nachmittagen durchgelesen und würde es auf jeden Fall weiterempfehlen.

10/10


Vielen lieben Dank an den Mosaik Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

Dienstag, 13. November 2018

Die Geschichte des Wassers

von Maja Lunde (Autor)    Verlag:  der Hörverlag  Erscheinungstermin: 19. März 2018 Länge: 8 Stunden und 10 Minuten  Preis: 12,99 Euro 



Klappentext (nach Amazon):

Nach dem Sensationserfolg "Die Geschichte der Bienen": der neue Bestseller von Maja Lunde

Was geschieht, wenn unser Wasser knapp wird – wie weit sind wir bereit zu gehen? Virtuos verknüpft Maja Lunde Gegenwart und nahe Zukunft zu einer ergreifenden Geschichte über die Grundlagen des Lebens.

Irgendwo in der Nordsee, im Jahr 2017. Die fast 70-jährige Umweltaktivistin Signe will von Norwegen bis an die französische Küste segeln – um jenen Mann zur Rede zu stellen, der die Liebe ihres Lebens gewesen ist. Doch weit draußen auf dem Meer gerät ihr Schiff mitsamt seiner bedeutsamen Fracht in einen gewaltigen Sturm ...

Frankreich im Jahr 2041. Eine große Dürre und verheerende Brände zwingen die Menschen Südeuropas zur Flucht in den Norden. Die Situation scheint für David und seine kleine Tochter Lou ausweglos – bis die beiden in einem vertrockneten Garten ein altes Segelboot entdecken, meilenweit von der Küste entfernt.

Gelesen von Christiane Blumhoff und Shenja Lacher.




 Meine Meinung:





„wie kann überhaupt irgendjemand Wasser besitzen?“

In dem Hörbuch werden abwechselnd die Geschichten von Signe und David erzählt. Die beiden Protagonisten leben in unterschiedlichen Zeiten. Während es in Signes Zeit noch Wasser gibt und sie als Umweltaktivisten tätig ist, ist in Davids Welt nur noch wenig Wasser übrig.
Für mich geht es um so viel mehr, als nur das Begleiten der beiden Protagonisten durch eine kurze Lebensperiode. Denn während man das Buch liest oder hört stellt sich einem die Frage, wie wird unsere Zukunft sein? Tut man als Einzelner genug? Wieso gibt es Länder die viel mehr tun könnten, und dennoch keinen Wert darauf legen (Politik)? Wie kann es sein, dass so ein wichtiges Gut wie Wasser privatisiert wird? Sollte man, um dem den Rücken zu kehren nicht peinlichst darauf achten, Artikel von Nestle zu meiden?
Ich finde es generell verrückt, dass einige Menschen sich so wenig für Klimawandel und Umwelt interessieren. Bei einer Ausstellung von mir, fanden immer noch Menschen, es wäre eine Frechheit, dass sie für Plastikbeutel bezahlen müssten, oder im besten Fall einen eigenen Beutel mitbringen sollten.
In ihren beiden Geschichten leben die einen im Überfluss und wissen das was sie haben nicht immer zu schätzen und auf der anderen Seite, der zweiten Geschichte, da fehlt es den Menschen am  Wichtigsten. Werden wir erst zu schätzen wissen was zählt, wenn wir alles verloren haben?
Die Schreibweise von Maja Lunde gefällt mir sehr gut und ich finde die beiden Geschichten auch gut gewählt. Dennoch fehlen mir ein paar mehr Fakten über das Wasser selbst. Es ist sehr ambitioniert von Lunde sich mit ihrem Klima Quartett ein solches Projekt zu suchen.

8/10


Vielen lieben Dank an den Hörverlag für dieses Rezensionsexemplar!

Donnerstag, 1. November 2018

Das Vogelhaus

von Eva Meijer (Autor), Hanni Ehlers (Übersetzer)     Verlag: btb Verlag   Erscheinungstermin: 27. August 2018
Seiten: 320  Preis: 20,00 Euro


Klappentext (nach Amazon):


Len Howard (1894-1973) verbrachte die zweite Hälfte ihres Lebens in einem kleinen, abgelegenen Haus in Südengland. Sie veröffentlichte äußerst erfolgreiche Bücher über die Vögel, die sie in ihrer Umgebung beobachtete, galt als Pionierin auf dem Gebiet der Tierforschung. Die Grundlage ihrer Studien war das Vertrauen, das sie zu den scheuen Tieren aufbaute, sie erforschte ihren Gesang, ihren Charakter, ihre Eigenarten und Gewohnheiten in der Natur. Und tatsächlich wurde ihr Cottage ein echtes „Vogelhaus“, in dem die Meisen und Drosseln ein- und ausflogen – wenn es Len Howard denn gelang, unerwünschte Besucher fernzuhalten.

Warum hat jemand lieber Vögel um sich als Menschen? Was können wir aus den Geschichten der Vögel lernen? Wie trifft man im Leben wichtige Entscheidungen? Die faszinierende Lebensgeschichte der zu Unrecht vergessenen Vogelkundlerin inspirierten Eva Meijer zu einem besonderen Roman über Mensch und Natur, der uns dazu zwingt, herkömmliche Vorstellungen in Frage zu stellen.





Meine Meinung:


Ich gebe zu, ich dachte zu Anfang, es würde ein langweiliger Roman werden, in dem wenig passiert. Aber es kam anders. Ich wollte das Buch lesen, da meine Diplomarbeit auch von Tieren handelt, und ich sehen wollte, wie andere Menschen so ein Thema behandeln.
Doch dieses Buch ist viel mehr als nur das. Die Schreibweise hat mich so in ihren Bann gezogen. Besonders im letzten Teil des Buches, in dem es auch darum geht wie Len Howard älter wird, war es als würde ich eintauchen in ihr Vogelhaus und in das Älter werden selbst.
Zur Geschichte, man begleitet die Vogelkundlerin, Len Howard durch ihr Leben. Ähnlich wie bei der Astronomin Caroline Herschel erlernte auch sie ein Instrument, und war sehr gut in ihrem Spiel, bis sie sich ganz den Vögeln verschrieb. Ich finde es sollte viel mehr solcher Bücher geben, die über Frauen reden, die zu ihrer Zeit nicht so ernst genommen wurden, wie sie es eigentlich verdient hätten.
Besonders schön finde ich die immer wieder eingewobenen realen Geschichten über Sternchen und auch die Bilder zum Schluss, die einem noch einmal ein Gefühl für ihre Arbeit und die Vögel geben.
Ich finde es ist ein großartiges Buch und nicht nur für Menschen etwas, die mehr über Vögel erfahren wollen, denn das tut man hier auf jeden Fall, sondern auch für Menschen die mehr über das Leben einer einzelnen Frau erfahren oder nur ein gutes Buch lesen wollen.





9/10



Vielen lieben Dank an den btb Verlag für dieses Rezensionsexemplar!